Über Jahrzehnte hat die Katholische Kirche in Berlin Hinweise auf sexuellen Missbrauch ignoriert und aktenkundige Fälle unter Verschluss gehalten.
Mindestens 61 Geistliche waren im Bereich des katholischen Erzbistums Berlin zwischen 1946 bis Ende 2019 am sexuellen Missbrauch von Minderjährigen beteiligt. Insgesamt sind in dieser Zeit 121 Opfer aus den Akten bekannt geworden.
Das geht aus einem unabhängigen Gutachten im Auftrag der Kirche hervor, das in Berlin vorgestellt wurde. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen, heißt es in dem Bericht der Kanzlei Redeker Sellner Dahs. Bei den Beschuldigten handele es sich vor allem um Priester und Ordensmitglieder, die im Bereich des Bistums tätig waren.
Zu den Opfern gehören demnach Ministranten, mehrere Minderjährige, junge Mädchen, Firmlinge und Kommunionskinder. 37 Prozent der ermittelten Opfer waren weiblich, 59 Prozent männlich. Bei den restlichen vier Prozent ist das Geschlecht nicht bekannt.
Hierarchische Strukturen und mangelnde Kommunikation hätten Aufklärung und Prävention behindert, vermerkt das Papier. Der Jurist Peter-Andreas Brand, einer der Autoren, sprach von „systematischer Verantwortungslosigkeit“. Man habe mit allen Mitteln versucht, Schaden von der Kirche abzuwenden, sagte Mitautorin Sabine Wildfeuer.
Die Kirchenleitung habe vor allem in den 1950er und 1960er Jahren eine größere Empathie für die Täter als für die Opfer gehabt. Die Gutachter kamen zur Erkenntnis, dass „das Bemühen der Verantwortlichen im (Erz-)Bischöflichen Ordinariat insbesondere in diesen Jahrzehnten war, Vorwürfe über sexuellen Missbrauch nicht öffentlich werden zu lassen, um Schaden von der Institution abzuwenden“.
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